Hinter der Maske. Künstler in der DDR war der Titel einer Ausstellung, die vom 29. Oktober 2017 bis 4. Februar 2018 im Museum Barberini in Potsdam gezeigt wurde.
Die Ausstellung
Schwerpunkte waren die Kunst des Sozialistischen Realismus, Selbstporträts, Gruppenbildnisse und Atelierbilder aus den Bereichen Malerei, Fotografie, Grafik, Collage und Skulptur von 1945 bis 1989. Kuratiert wurde die Ausstellung von Valerie Hortolani und Michael Philipp. Die Schirmherrschaft hatte als Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier übernommen.
Gezeigt wurden etwa 120 Arbeiten von 84 Künstlern und Künstlerinnen und zwei Künstlergruppen:
Die Ausstellung war in neun Themenräume gegliedert:
- 1. Malerbilder. Der Künstler und seine Rollen umfasste 13 Werke von Theo Balden, Fritz Cremer, Sabina Grzimek, Hans Grundig, Helmut Heinze, Bert Heller, Otto Manigk, Paul Michaelis, Rudolf Nehmer, Arno Rink, Eva Schulze-Knabe, Willi Sitte und Norbert Wagenbrett mit Selbstbildnissen oder Darstellungen anderer Künstler.
- 2. Spiegelungen. Freie Zugänge zum Selbst versammelte 16 Arbeiten von Gerhard Altenbourg, Hartwig Ebersbach, Frieder Heinze, Joachim Jansong, Irene Kiele, Gerda Lepke, Eberhard Löbel, A. R. Penck, Evelyn Richter, Erika Stürmer-Alex, Elisabeth Voigt, Willy Wolff und Thomas Ziegler, die ausschließlich subjektive Selbstporträts der Künstler enthielten.
- 3. Gemeinschaftsbilder. Gruppen und Kollektive beinhaltete 10 Kunstwerke von Harry Blume, Lutz Dammbeck, Sighard Gille, Peter Herrmann, Erich Kissing, Otto Knöpfer, der Künstlergruppe Lücke-TPT, Harald Metzkes und Karl Raetsch.
- 4. Formexperimente. Abstraktion und Autonomie zeigte 13 Arbeiten von Karl-Heinz Adler, der Künstlergruppe Clara Mosch, Hermann Glöckner, Günther Hornig und Ruth Wolf-Rehfeldt.
- 5. Erbansprüche. Vorbild und Verweis umfasste 9 Werke von Gudrun Brüne, Peter Graf, Evelyn Richter, Jürgen Schieferdecker, Willi Sitte, Strawalde (Jürgen Böttcher), Werner Tübke, Dieter M. Weidenbach und Christoph Wetzel.
- 6. Schaffensorte. Das Atelier als Bühne und Schutzraum versammelte 16 Kunstwerke von Kurt Bunge, Jutta Damme, Klaus Hähner-Springmühl, Rolf Händler, Bernhard Heisig, Wolfgang Mattheuer, Harald Metzkes, Otto Möhwald, Stefan Plenkers, Wolfgang Peuker, Arno Rink, Volker Stelzmann, Karlheinz Wenzel und Karin Wieckhorst.
- 7. Glaubensfragen. Bezüge zum Christentum beinhaltete 5 Arbeiten von Hartwig Ebersbach, Arno Rink, Werner Tübke, Michael Morgner und Andreas Wachter.
- 8. Störbilder. Auf- und Ausbrüche umfasste 11 Werke Micha Brendel, Kurt Buchwald, Günter Firit, Else Gabriel, Hans-Hendrik Grimmling, Angela Hampel, Siegfried Klotz, Walter Libuda, Robert Rehfeldt und Cornelia Schleime.
- 9. Maskenspiele. Verkleidung und Verhüllung versammelte 25 Arbeiten von Heinrich Apel, Walter Arnold, Theo Balden, Lutz Dammbeck, Wieland Förster, Ulrich Hachulla, Klaus Hähner-Springmühl, Bernhard Heisig, Sabine Herrmann, Frank Maasdorf, Peter Makolies, Wolfgang Mattheuer, Harald Metzkes, Gertraud Möhwald, Jenny Mucchi-Wiegmann, Theodor Rosenhauer, Baldur Schönfelder, Werner Stötzer, Werner Tübke, Trak Wendisch, Karla Woisnitza, Willy Wolff und Heinz Zander.
In einem weiteren Raum wurden Skulpturen gezeigt. Es waren auch die 16 großformatigen Werke aus der Palast-Galerie des Palasts der Republik zu sehen, die die Ausstellung ergänzten.
Neben zehn Werken aus der Sammlung Hasso Plattner zur Kunst in der DDR des Museumsstifters Hasso Plattner zeigte die Ausstellung Leihgaben aus Privatsammlungen und Werke aus Museumssammlungen. Zu den Leihgebern gehörten unter anderem das Lindenau-Museum Altenburg, das Kunstarchiv Beeskow, die Nationalgalerie Berlin, das Brandenburgische Landesmuseum für moderne Kunst, Gerd Harry Lybke (Galerie EIGEN ART Leipzig/Berlin), die Galerie Michael Schultz in Berlin, die Stiftung Stadtmuseum Berlin, die Kunstsammlungen Chemnitz, die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, das Angermuseum in Erfurt, das Museum der bildenden Künste Leipzig, das Kunstmuseum Moritzburg, das Neue Museum Nürnberg, das Potsdam Museum, die Kunsthalle Rostock, das Staatliche Museum Schwerin, das Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien sowie Privatpersonen, die Künstler selbst oder deren Nachlässe.
Ausstellungskatalog
Zur Ausstellung erschien 2017 im Prestel Verlag ein von Ortrud Westheider und Michael Philipp herausgegebener Katalog. Zu den Bildern aus dem Palast der Republik kam begleitend zur Ausstellung die Publikation Dürfen Kommunisten träumen?: Die Galerie im Palast der Republik von Michael Philipp heraus.
Neben einem Vorwort von Ortrud Westheider enthält der Katalog eine Reihe von Essays zur Kunst in der DDR. Sie fassen die Vorträge von Kunsthistorikerinnen und -historikern aus dem im Vorfeld der Ausstellung abgehaltenen öffentlichen Symposium vom 24. April 2017 zusammen. Michael Philipp verfasste Individualität und Geschichtlichkeit. Künstler in der DDR, Valerie Hortolani schrieb Selbstportrait und Alter Ego. Zur Inszenierung des Künstlers in der DDR, von Petra Lange-Berndt stammt Kunstproduktion im Plural. Kollektive und Kollektivität in der DDR, Carolin Quermann verfasste Adaption und (An-)Verwandlung. Der Blick auf ältere Meister von Künstlerinnen und Künstlern in der DDR und Martin Schieder schrieb Drinnen, Draußen und Ich. Zum Künstleratelier in der DDR. Valerie Hortolani verfasste die Biographien der ausgestellten Künstlerinnen und Künstler und Michael Philipp einen Überblick über die Kunstpolitik in der DDR zwischen 1945 und 1989. Die erläuternden Begleittexte zu den einzelnen Themenfeldern stammten von Anja Tack (Kap. 1), Angelika Weißbach (Kap. 2), Valerie Hortolani (Kap. 3), Susanne Altmann (Kap. 4, 8, 9), Michael Philipp (Kap. 5) und Astrid Nielsen (Kap. 6, 7).
Medienresonanz und Einordnung
Gastkuratorin Valerie Hortolani erklärte, mit „der Konzentration auf die Künstler wolle man einen neuen Blick auf die DDR-Kunst werfen, […] Es gab schon einige Ausstellungen zur DDR-Kunst, aber meist mit dem politischen Blick.“ Mit der Ausstellung wolle man nun den kunsthistorischen Aspekt vertiefen. Ausgangspunkt seien zehn der insgesamt 80 Werke aus Plattners Sammlung gewesen.
Andreas Kühne schrieb in der Süddeutschen Zeitung, die Kuratoren „versuchen, sich vom politischen Blick auf die Kunst des deutschen Ostens in der Zeit von 1949 bis 1989 zu lösen und statt dessen die Kunst und die Künstler um ihrer selbst willen zu betrachten.“ Es werde „deutlich, wie vielfältig, widersprüchlich, tragisch und manchmal grotesk das Spektrum der Kunst ist, die auf dem Boden der DDR entstand“. Das Besondere der Ausstellung sei, dass die Werke nicht zu Objekten der historischen Forschung degradiert und reduziert, sondern als Kunstwerke ernst genommen würden.
Michael Nungesser führte in seinem Beitrag im Kunstforum International aus, dass in der Ausstellung „der Blick des Künstlers auf sich selbst im Zentrum“ stehe, „vorgeführt in zehn Themenbereichen unter Einbeziehung von Werken aus vierzig Jahren. […] Herausragend auch der Raum „Gemeinschaftsbilder. Gruppen und Kollektive“, da hier nicht gewünschte sozialistische Kollektive gefeiert, sondern komplexe Künstlerbeziehungen sinnbildlich zelebriert werden.“
Kurator Michael Philipp erläuterte, die „Ausstellung der Werke aus dem Palast der Republik seien nicht Teil der eigentlichen Ausstellung, sondern würden als Dokumentation einer staatspolitischen Inszenierung zur Repräsentation gezeigt […] Vor dem Hintergrund der staatlichen Repräsentationskunst werde umso deutlicher, wie reich das Kunstleben in der DDR gewesen sei, das sich jenseits davon entfaltete“.
Die Kulturwissenschaftlerin Gerlinde Förster bemängelte, dass, auch wenn die „Qualität, der im Museum Barberini präsentierten Werke von Willi Sitte, Wolfgang Mattheuer, Bernard Heisig, Werner Tübke und vielen anderen […] über jeden Zweifel erhaben“ sei, sie „doch der kunstfernen Einteilung in »staatsnah« und »oppositionell« […] nach 1990 nicht entgangen“ seien. Weiterhin bescheinigte sie der Ausstellung „Begleittexte, die als »naiv und dümmlich« einzuordnen sind.“
Werke in der Ausstellung
Literatur
- Hinter der Maske. Künstler in der DDR. Ortrud Westheider und Michael Philipp (Hrsg.), Ausstellungs-Katalog. Prestel Verlag, München 2017, ISBN 978-3-7913-5694-5
- Michael Philipp: Dürfen Kommunisten träumen? Die Galerie im Palast der Republik. Prestel Verlag, München 2017, ISBN 978-3-7913-5746-1
Einzelnachweise


