Die Stadt Heidelberg ist Sujet zahlreicher Werke der Literatur, des Theaters und der Musik, darunter populärer Lieder und Schlager, die Teil des allgemeinen Liedguts wurden. Häufig äußert sich dabei Heidelbergs Ruf als Stadt der Romantik.
Johann Wolfgang von Goethe
Johann Wolfgang von Goethe wohnte im Palais Boisserée bei den Brüdern Boisserée am Fuß des Schlosses und schrieb dort folgendes Gedicht:
Friedrich Hölderlin
Friedrich Hölderlins Gedichte über Heidelberg gehören zu den am meisten zitierten. In der Ode Heidelberg schwärmt er von „der Vaterlandsstädte Ländlichschönste[r], so viel ich sah“.
Seit 1895 gehört der Originalentwurf zu Friedrich Hölderlins Ode Heidelberg zu den Beständen des Kurpfälzischen Museums. Das Heidelberger Exemplar der Handschrift ist eine zweiseitige Entwurfsfassung, die der Dichter mehrfach sowohl mit Tinte als auch mit Bleistift überarbeitet und fortgeschrieben hat. Sie umfasst die ersten sieben Strophen der Ode, der bis heute gelungensten literarischen Hommage an die Stadt am Neckar. Die erste Strophe des Gedichts ist – mit fehlerhafter Versabtrennung – als Inschrift auf einem Gedenkstein in der sogenannten Hölderlin-Anlage am Heidelberger Philosophenweg eingraviert.
Clemens Brentano
Heidelberg und sein Schloss wurden vor allem in der Romantik viel besungen und beschrieben. Clemens Brentano dichtete das Lied von eines Studenten Ankunft in Heidelberg.
Jean Paul
Im 19. Jahrhundert zog Heidelberg die berühmtesten deutschen Dichter an. Unter ihnen war auch Jean Paul, der in der Stadt wie ein Fürst behandelt wurde:
Heinrich Heine
Heinrich Heine vergleicht das Große Fass mit einem Sarg, in dem er seine bösen Träume begraben wollte:
Gottfried Keller
Der Zürcher Dichter Gottfried Keller hielt sich von Oktober 1848 bis Mai 1850 zum Studium in Heidelberg auf, hörte dort die Vorträge des Philosophen Ludwig Feuerbach, erlebte das Ende der Badischen Revolution und verliebte sich unglücklich in Johanna Kapp, Tochter des Politikers und Philosophieprofessors Christian Kapp. Seinen Liebesschmerz hat er der steinernen Alten Brücke geklagt und sie mit folgenden Versen angeredet:
Joseph Victor von Scheffel
Joseph Victor von Scheffel (1826–1886) schrieb mehrere Gedichte über Heidelberg. Eines davon wurde in der Vertonung Simon Anton Zimmermanns (1807–1876) als Studentenlied populär. Nach Scheffel wurde die dem Schloss gegenüberliegende Scheffel-Terrasse benannt.
Mark Twain
Der amerikanische Schriftsteller Mark Twain verbrachte im Sommer 1878 einige Monate in Heidelberg und schrieb in seinem Buch A Tramp Abroad (deutsch: Bummel durch Europa) mehrere Kapitel über seine Erlebnisse in der Stadt und mit den dortigen Corpsstudenten.
Mark Twain beginnt seinen bekannten Essay Die schreckliche deutsche Sprache mit einem Besuch im Heidelberger Schloss: „I went often to look at the collection of curiosities in Heidelberg Castle, and one day I surprised the keeper of it with my German. I spoke entirely in that language. He was greatly interested; and after I had talked awhile he said my German was very rare, possibly a 'unique'; and wanted to add it to his museum.“ [„Ich ging oft ins Heidelberger Schloss, um mir das Raritätenkabinett anzusehen, und eines Tages überraschte ich den Leiter mit meinem Deutsch, ich redete nämlich ausschließlich in dieser Sprache. Er zeigte großes Interesse; und nachdem ich eine Weile geredet hatte, sagte er, mein Deutsch sei sehr selten, möglicherweise ein 'Unikat'; er wolle es in sein Museum aufnehmen.“]
Wilhelm Meyer-Förster, Ernst Lubitsch, Sigmund Romberg
Alt-Heidelberg nennt sich ein Schauspiel in fünf Aufzügen von Wilhelm Meyer-Förster. Personen: Karl Heinrich, Erbprinz v. Sachsen-Karlsburg; Staatsminister von Haugk; Hofmarschall Freiherr von Passarge; Kammerherren Baron von Metzing; Baron von Breitenbach; Dr. phil. Jüttner; Kammerdiener Lutz, vier Studenten vom Corps »Saxonia«: Detlev, Karl, Kurt, v. Wedell; Gastwirth Rüder und Frau; Frau Dörffel, deren Tante; Kellermann; das Mädchen Käthie; diverse Herzogliche Bediente und Bedienstete.
Das Stück stilisiert den Abschied, und Heidelberg ist der Bahnhof dazu. Folgende Zitate zeigen dies und kennzeichnen zugleich die Art des Stücks:
- Käthie (begleitet Karl-Heinrich, dann plötzlich, dicht vor der Thür, bricht ihr verhaltenerSchmerz aus in einem verzweifelten Aufschrei): Du kommst net wieder!!
- (…)
- Karl Heinrich (wendet sich noch einmal um): Ich habe nur dich lieb gehabt, Käthie, von allen Menschen nur dich. (Küßt sie, geht.)
- Käthie (steht stumm, starrt ihm nach, sekundenlang. Dann schlägt sie die Hände vor das Gesicht und schluchzt bitterlich).
Die Uraufführung fand am 22. November 1901 am Berliner Theater statt, danach wurde das Stück immer wieder in Heidelberg auf die Bühne gebracht.
Die Distanz zum Tourismus und zur klischeehaft romantischen Liebe im Studentenstädtchen am Neckar verändern im 20. Jahrhundert die literarischen Haltungen zu Heidelberg. Ernst Lubitsch bearbeitete Meyer-Försters Stoff 1927 als Stummfilm unter dem Titel Alt-Heidelberg (Old Heidelberg).
The Student Prince: Mit diesem Musical (Text von Dorothy Donnelly, 1880–1928), das der Handlung von Alt-Heidelberg recht genau folgt, hat der amerikanische Komponist Sigmund Romberg (1887–1951) viel zur Bekanntheit der Stadt in den USA beigetragen. Es kam 1924 am Broadway heraus und bildete über Jahrzehnte den Hauptprogrammpunkt der Heidelberger Schlossfestspiele. Dort wurde es 2006 wieder im Schlosshof aufgeführt. Das Musical wurde 1954 von Richard Thorpe verfilmt. Mario Lanza sang für den Soundtrack die Titelpartie.
Kurt Tucholsky
In dem Text Wenn die Igel in der Abendstunde karikiert der Schriftsteller Kurt Tucholsky (1890–1935) den Ruf Heidelbergs:
Fred Raymond, Fritz Löhner-Beda, Ernst Neubach
Der Komponist Friedrich Raimund Vesely (1900–1954), alias Fred Raymond, veröffentlichte 1927 ein Singspiel mit dem Namen Ich hab’ mein Herz in Heidelberg verloren. Der Text stammt von Fritz Löhner-Beda und Ernst Neubach. Das Hauptlied wurde bereits 1925 zum Schlager:
Frederik Hahn
Der Heidelberger Dichter Frederik Hahn ist als Rapper unter dem Namen Torch bekannt. Der Text Wunderschön entstand 2008, als er seine Geburtsstadt mit 35 Jahren verließ, und ist auf der CD Heidelberg Mixtape vertont worden.
Thomas Meinecke
Der Roman Tomboy von Thomas Meinecke aus dem Jahr 1998 spielt im Heidelberger Universitätsmilieu. Neben langen Ausführungen zu sozialwissenschaftlichen Gender-Theorien wird auch dem Lokalkolorit von Heidelberg und Umgebung viel Raum eingeräumt.
Sonstiges
- Ein weiteres bekanntes Studentenlied ist Heidelberg, du Jugendbronnen, Text Albrecht Graf Wickenburg, Musik Otto Lob
- Liselott, Operette über Liselotte von der Pfalz von Eduard Künneke (1932), deren erstes Bild in Heidelberg spielt.
- Bei Wilhelm Busch fährt die Fromme Helene zur Hochzeitsreise nach Heidelberg.
- Der Kranz der Engel ist der 1946 erschienene Heidelberg-Roman von Gertrud von le Fort.
- Heidelberger Romanze war ein äußerst erfolgreicher deutscher Spielfilm von 1951. Unter der Regie von Paul Verhoeven spielten O. W. Fischer und Liselotte Pulver.
- Peggy March – Nach einem Nummer-1-Hit in der US-Liste kam sie nach Deutschland und siegte 1965 bei den Deutschen Schlager-Festspielen in Baden-Baden mit dem Song Mit 17 hat man noch Träume. Von da an war ihr auch der internationale Durchbruch gelungen. Sie trug Heidelberg wieder ins musikalische Gedächtnis. Memories of Heidelberg sind Memories vom Glück … (1967).
- Von Heinrich Böll ist die Erzählung Du fährst zu oft nach Heidelberg.
- Von Heinrich Eduard Jacob ist der Roman Jaqueline und die Japaner, mit den Schwerpunkten Berlin und Heidelberg.
- Von Heinz Ohff (Pseudonym: N. Wendevogel) ist das Werk Vielgeliebtes Heidelberg. N. Wendevogels Heidelberger Romanzen (1953).
- Von Joseph Stöckle stammt Am Fuße der deutschen Alhambra. Heidelberger Erinnerungen aus den Jahren 1870–1871. In: Heidelberger Familienblätter – Belletristische Beilage zur Heidelberger Zeitung, Teil 1: Nr. 11 vom 6. Februar 1889, S. 42–43; Teil 2: Nr. 12 vom 9. Februar 1889, S. 46–48; Teil 3: Nr. 13 vom (?). Februar 1889, S. (?). Ebenfalls von Stöckle: Das vereitelte Ständchen. Eine wahre Geschichte aus Alt-Heidelberg. In: Heidelberger Fremdenblatt, Nr. 33, 24. April 1889, S. 130–131.
- Einige Romane von Bernhard Schlink spielen in Heidelberg – so die Kriminalromane Selbs Justiz, Selbs Betrug, Selbs Mord sowie sein Welterfolg Der Vorleser.
- Die Band Advanced Chemistry hat der Stadt ein Lied gewidmet: Heidelberg (1993). Das Lied wurde von Toni-L 2007 neu vertont.
Siehe auch
- Die Alte Brücke in der Dichtung
Literatur
- Philipp Witkop: Heidelberg und die deutsche Dichtung. Haessel, Leipzig 1916.
- Rudolf K. Goldschmit: Heidelberg als Stoff und Motiv der deutschen Dichtung (= Stoff- und Motivgeschichte der deutschen Literatur. Band 5). De Gruyter, Berlin 1929.
- Klaus Manger, Gerhard vom Hofe (Hrsg.): Heidelberg im poetischen Augenblick. Die Stadt in Dichtung und bildender Kunst. Von Decker, Heidelberg 1987, ISBN 3-7685-4186-X.
- Hubert Treiber, Karol Sauerland (Hrsg.): Heidelberg im Schnittpunkt intellektueller Kreise. Zur Topographie der „geistigen Geselligkeit“ eines Weltdorfes 1850–1950. Westdeutscher Verlag, Opladen 1994, ISBN 3-531-12656-3.
- Oliver Fink: „Memories vom Glück“. Wie der Erinnerungsort Alt-Heidelberg erfunden, gepflegt und bekämpft wurde (= Buchreihe der Stadt Heidelberg. Band 9). Regionalkultur, Heidelberg 2002, ISBN 3-89735-209-5.
- Michael Buselmeier: Literarische Führungen durch Heidelberg. Das Wunderhorn, Heidelberg 2003, ISBN 3-88423-100-6.
Anthologien
- Rudolf Karl Goldschmit (Hrsg.): Heidelberg in Gedichten und Bildern. Hädecke, Stuttgart 1925.
- Emil Hartmann (Hrsg.): Wir rühmen Dich, Heidelberg. Dichter und Denker preisen Stadt und Schloß. 2., erweiterte Auflage. Brausdruck, Heidelberg 1958.
- Udo Benzenhöfer (Hrsg.): „Dir schenken ein kunstlos Lied“. Heidelberg-Gedichte: Eine Anthologie. Rigodon, Essen 1985, ISBN 3-924071-08-X.
- Michael Buselmeier (Hrsg.): Heidelberg-Lesebuch. Stadt-Bilder von 1800 bis heute (= Insel-Taschenbuch. Band 913). Insel, Frankfurt am Main u. a. 1986, ISBN 3-458-32613-8.
- Sabine Underwood (Hrsg.): Heidelberg in alten und neuen Reisebeschreibungen (= Droste-Bibliothek der Städte und Landschaften.). Droste, Düsseldorf 1993, ISBN 3-7700-0986-X.
- Albert Mays (Hrsg.): Heidelberg: Gefeiert von Dichtern und Denkern. Mit einem Nachwort von Reinhard Düchting. Manutius, Heidelberg 1994, ISBN 3-925678-11-5.
- Helmuth Kiesel (Hrsg.): Heidelberg im Gedicht. Zwölf Gedichte und Interpretationen (= Insel-Taschenbuch. Band 1939). Insel, Frankfurt am Main u. a. 1996, ISBN 3-458-33639-7.
Weblinks
- Jutta Assel, Georg Jäger: Orte kultureller Erinnerung: Heidelberg Teil I. In: Goethezeitportal, Stand: Juni 2017.
Einzelnachweise

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